Am 1. August 1910 übernahm die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Thuine den Besitz des Gutes Hange mit 185 Hektar Grundfläche vom Gutsherren Russell.
Herr Russell wollte bis zu seinem Lebensende auf dem Gut verbleiben und von den Thuiner Schwestern gepflegt werden. Außerdem sollte der Gärtner Tempel, der zur persönlichen Bedienung des bisherigen Besitzers im Schloss wohnte, seine Wohnung behalten. Russel starb am 25. Januar 1915.
Im Jahre 1910 begann also auf Gut Hange ein ganz neues Leben. Zunächst wurde die Paramentenabteilung des Mutterhauses Thuine hierhin verlegt. Des Weiteren mussten in den folgenden Jahren bauliche Veränderungen vorgenommen werden.
Nach dem Ankauf der Thuiner Schwestern wurde zunächst im Gutshaus ein Raum als Kapelle eingerichtet. Bereits 1911 wurde hier fast täglich Gottesdienst gehalten. Dieses Provisorium reichte offenbar in den ersten Jahren völlig aus. Die Ordensgemeinschaft hatte nicht zuletzt aufgrund einer Empfehlung des damaligen Direktors Gockel (Thuine) das günstige Kaufangebot wahrgenommen, ohne bereits über ein schlüssiges Konzept für die Nutzung der Anlage zu verfügen.
08. Dezember 1911
Einzug des Allerheiligsten in die Hauskapelle.
Es befand sich auch eine kleine Kirchenglocke auf dem Gut. Sie hing in dem Turm vor dem Herrenhaus und rief die Schwestern zum Gebet.
1921
Nach 300 Jahren fand wieder eine Fronleichnamsprozession auf Gut Hange statt.
1918 wurde in Gut Hange eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule mit staatlicher Genehmigung errichtet. Dafür erfolgte der Umbau eines Stallgebäudes entlang der Straße.
16. April 1923
Es wird neben der bereits vorhandenen Haushaltungsschule, mit 16 Maiden, eine staatlich anerkannte wirtschaftliche Frauenschule, als Ausbildungsseminar für Lehrerinnen der landwirtschaftlichen Haushaltskunde, eröffnet.
30. März 1924
Es wurde das erste Examen an der Wirtschaftlichen Frauenschule von 14 Mädchen bestanden.
Kapellenneubau (1923 bis 1927)
Für den Bau der Kapelle waren langwierige Vorarbeiten erforderlich, denn auf dem vorgesehen Bauplatz – die Kapelle wurde an den Südgiebel des alten Herrenhauses angebaut – lag in ohnehin sump-figem Gelände ein Teich. Am 11. Mai 1926 wurden mit einem feierlichen ersten „Spatenstich“ die Arbeiten offiziell begonnen. Als außergewöhnlich aufwendig erwiesen sich die Fundamentierungsarbeiten.
Zunächst wurden 18 Brunnen angelegt, wovon jeder aus Betonröhren zusammengefügt ist. Jede Röhre hat 1,50 m Durchmesser und ist 1 m lang. Durch Ausbaggern der schlammigen Erde senkte sich das betreffende Betonrohr naturgemäß von selbst, zuletzt wurde es durch Belastungsdruck in die Tiefe getrieben. Die Brunnen wurden mit Zement angefüllt. Auf diesen Brunnen erheben sich die pyramiden-förmigen Betonpfeiler, sodass das ganze Fundament etwa 7,20 m in der Erde ruht. Die Betonfeiler sind durch Eisenbetonträger kreuz und quer in waagerechter und senkrechter Richtung verbunden, auf denen das Gebäude ruht.
Am 26. August 1926 war das Richtfest. Noch im Herbst desselben Jahres konnten die Schiefereindeckung durchgeführt und die Putzarbeiten an den Außenwänden abgeschlossen werden. Die Frerener Betriebe Menke, Demann und Buten erledigten in dieser Zeit die Klempnerarbeiten und den Bau der Heizung, setzten die Fensterrahmen ein und nahmen Glasarbeiten vor.
Am 24. Februar 1927 nahm der Osnabrücker Weihbischoff Wilhelm Berning die Weihe der neuerbauten Herz-Jesu-Kapelle vor.
Die Kapelle, genauer gesagt der Kapellentrakt, denn er enthält neben dem eigentlichen Sakralraum im Obergeschoss noch die darunterliegende Aula mit einer großen Vorhalle, ist in seinen Proportionen und den verwandten Baumaterialien in hohem Maße am Herrenhaus orientiert. So fügt sich der helle Putzbau mit Schiefersatteldach harmonisch in das Gesamtensemble ein.
Von der ursprünglichen Ausstattung war noch das alte Chorfenster geblieben. Die Darstellung der Kreuzigungsgruppe war zweifellos eines der bedeutendsten Kunstwerke in der Kapelle. Das ausdruckstarke, in kräftigen Farben gehaltene Fenster fand seinen besonderen Akzent durch den gebündelten Lichteinfall, der durch das Sakristeifenster gegeben war. Eine schöne Arbeit einheimischer Handwerker war die in dunkelrot gehaltene und mit goldsteifen umrandete Kassettendecke. Hergestellt vom Tischlermeister Alois Demann und Malermeister Hermann Buten (beide Freren).
1928
Der Bau einer Gutshausküche wurde in Angriff genommen.
1930
Umbauten des Hauses an der Straße, wo die Schule untergebracht war.
1935
Umbenennung der wirtschaftlichen Frauenschule in Zweiklassige Landfrauenschule; die pädagogische Ausbildung mit nationalsozialistischer Prägung wird Aufgabe der Hochschulen.
1939
Schließung der Oberklasse
September 1939
Auf Anordnung der NSV müssen 52 Mütter mit ihren Kindern für drei Wochen aufgenommen und verpflegt werden.
1940
Vom 07.08. bis 22.08. wurden 19 arbeitsunfähige Männer, die aus Südtirol kamen, in den Räumen der Waschküche untergebracht.
Am 28.08.1940 wurden 15 Männer aus Südtirol von Hange nach Handrup verlegt. Vier sehr pflegebedürftige kamen in das Paulusheim Osnabrück.
1941
Am 08.02. kamen acht Südtiroler Frauen, wegen Platzmangel, vom Mutterhaus in Thuine nach Gut Hange; die Südtiroler Männer, die nach Handrup gekommen waren, kamen zurück nach Hange.
1942
Es mussten vier sehr pflegebedürftige Frauen aus Sutthausen aufgenommen werden, da das Schloss auf Befehl der Gauleitung Oldenburg geräumt werden musste und der weibliche Arbeits-ienst das Schloss belegte.